Winter auf Sardinien: Eine Reise zu mir selbst

Entschleunigung im Alltag: Meer

Eine Reise kann ein Turbo für die persönliche Weiterentwicklung sein – wenn man sich tief darauf einlässt…

Entschleunigen auf Sardinien, was macht das mit mir? Solltest du meine Einleitung zu diesem etwas anderen, vierteiligen Sardinien-Reisebericht verpasst haben, kannst du in meinem Artikel 6 Monate entschleunigen auf Sardinien nachlesen, auf welches Experiment mein Mann und ich uns eingelassen haben…

Somewhere slower

Ich stehe in unserer riesigen Wohnung und fühle mich verloren. Nach sechs Monaten Sardinien sind wir wieder zurück in Hamburg – eine Woche eher als geplant. Es gab einen Todesfall in der Familie. Und wieder einmal wird mir bewusst, wie eng Freud und Leid beieinander liegen. Und was für ein wertvolles Geschenk diese Reise für mich war und ist.

Der Hund sitzt seit Stunden unter dem Tisch – er fremdelt. Genau wie ich, also setze ich mich zu ihm. So sitzen wir da und gewöhnen uns ein. Ich schließe die Augen. Dann hole ich mein tief verankertes Gefühl hervor, welches ich mit dieser Reise verbinde. Genau für solche Momente habe ich es auf Sardinien abgespeichert…

Auch jetzt, fünf Monate später, mache ich das noch oft. Immer dann, wenn es stressig wird oder ich mich im Alltagschaos zu verlieren drohe. Oder einfach nur so, weil es mir augenblicklich ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Dazu schließe ich die Augen, richte meine Aufmerksamkeit nach innen und verbinde mich mit meinem Herzen. Dann kehre ich gedanklich an meine Lieblingsplätze zurück und erinnere mich an das jeweilige Gefühl. Ich sauge es in mir auf und fühle es erneut mit jeder Faser meines Körpers. Mir hilft das sehr und es entspannt mich sofort.

Entschleunigung im Alltag

Mein Mann und ich wollten entschleunigen. Wir traten diese Reise nach Sardinien an, um Ruhe zu suchen. Gefunden haben wir uns selbst: Zumindest in Teilen. Und wir haben Anteile in und an uns entdeckt, die wir vorher noch nicht kannten. Wir haben uns persönlich weiterentwickelt. Jeder für sich. Und wir als Paar. Deswegen liebe ich das Reisen auch so: Es öffnet neue Horizonte und lässt mich meine Komfortzone ausdehnen. Seit unserer Rückkehr habe ich mich intensiv beobachtet. Und heute teile ich einige innere Veränderungen, die mir an mir selbst aufgefallen sind:

 

/ Minimalismus

Ich brauche nicht viel zum Glücklich sein. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Doch gerade seit Sardinien – und viel Zeit im Wohnmobil auf engstem Raum – spüre ich noch deutlicher, wie wenig mich materielle Dinge interessieren. Klar, ich bin Typ Ästhet und umgebe mich gerne mit schönen Dingen. Aber glücklicher machen sie mich nicht. Denn ich suche mein Glück nicht mehr im Außen, sondern stattdessen in mir. Das war nicht immer so – und für mich ein langer Prozess. Als Interieur-Stylistin komme ich aus einer Welt, die sehr vom Außen geprägt ist. Doch mittlerweile setze ich auf wenige Lieblingsteile und auf Qualität, statt Quantität: Ich sammle lieber Momente, statt Dinge.

Für unsere Reise hatten wir für ein paar Wochen sardischen Spätsommer gepackt und waren nicht wirklich auf die kühlere Winterjahreszeit auf der Insel vorbereitet: Denn ursprünglich wollte wir nur sechs Wochen – statt sechs Monate –bleiben. Es scheint zwar auch in der Nebensaison fast täglich die Sonne, doch der Wind aus den Bergen ist frisch. Ausserdem haben fast alle Klamottenläden nach der Saison geschlossen. Nach ein paar Wochen spürte ich also diesen Drang, mir noch eine weitere Hose oder ein T-Shirt kaufen zu wollen. Um mehr Varianz in meine Garderobe zu bringen. Und mein Ego wollte sich über die Klamotten ausdrücken.

Doch die Menschen auf Sardinien leben einfach und unabhängig von modischen Trends. Es wird gekauft, was gerade da ist. Das hat mich inspiriert und ich merkte schnell, dass eine weitere Hose mich nicht glücklicher macht. Also ignorierte ich die Stimme in meinem Kopf und meinen modischen Anspruch. Learning: Mit 20 Teilen kommt man wunderbar sechs Monate aus. Natürlich sind ein paar Teile mehr angenehm, da man nicht so häufig waschen muss. Doch ich fand es auch herrlich befreiend: So brauchte ich morgens nicht lange zu überlegen.

Seit Jahren leben mein Mann und ich schon minimalistisch. Doch nach der Reise haben wir beide den Drang verspürt, noch drastischer runter zu reduzieren. Uns noch mehr auf das Wesentliche zu besinnen. Und Dinge nicht länger ungenutzt in Schränken zu lagern. Dies ist übrigens ein andauernder Prozess, kein Einmaliger.

Solltest du also Schwierigkeiten haben, emotionale Dinge gehen zu lassen – sei liebevoll zu dir und nimm dir Zeit für den Abschied. Verändert hat sich definitiv meine Konsequenz, auch emotionale Dinge loszulassen. Von meinem materiellen Besitz, habe ich – in dem halben Jahr auf Sardinien – kein einziges Teil vermisst.

Ich habe aber nicht nur meinen Kleiderschrank oder unser Zuhause nochmal ordentlich aussortiert. Auch mein Business habe ich hinter den Kulissen minimiert. Denn halbe Sachen liegen mir nicht. So wirst du in Zukunft nur fein ausgewählte – und mit viel Liebe kreierte – Angebote finden: online wie offline.

Meinen Rechner, meine E-Mails und digitalen Ordner habe ich ebenfalls sortiert. Und meine Socialmedia-Kanäle und Aktivitäten auf ein Minimum reduziert. Als Blogger gar nicht so leicht. Dafür war es für mich wichtig, all dies mit Abstand zu betrachten. Und mich davon freizumachen, wie „alle“ es machen oder „man“ es machen sollte.

Stattdessen gehe ich meinen eigenen, für mich stimmigen Weg. Und den mache ich nicht von Marketingmaßnahmen, Zahlen oder Followern abhängig. Wenn du magst, mach selbst auch Schluss mit dem E-Mail-Stress und finde hier 5 Impulse für mehr Leichtigkeit oder meine Habit-Tracker-Vorlage für positive Gedanken oder meine 25 Tipps und Ideen für mehr Klarheit.

Auch in meinem Kopf habe ich seit Sardinien noch ein paarmal aufgeräumt: Selbstzweifel, negative Gedanken oder limitierende Glaubenssätze durften gehen. Denn natürlich bin auch ich nicht frei davon. Auch dies ist ein Prozess und keine einmalige Angelegenheit. Es ist das Leben, bietet jedoch die große Chance an seinen immer neuen Herausforderungen zu wachsen: Another Level – Another Devil.

Was sich hingegen noch nicht verändert hat, ist, mein Gedankenchaos von Zeit zu Zeit. Im außen bin ich zwar super strukturiert. Doch als Kreative, mit 2000 neuen Ideen pro Sekunde, liegt meine größte Herausforderung in mir: im Fokussieren und Priorisieren. Das klappt auch seit der Reise nur semi.

/ Intuition

Und noch eine Sache habe ich bemerkt: Seit der Reise setze ich meine Ziele anders. Nicht vorsätzlich, eher unbewusst. Ich bin ein kleiner Dickkopf und renne auch immer mal wieder gerne vor die Wand. Vor Sardinien habe ich mir ein Ziel in den Kopf gesetzt und bin früher oder später auch dort angekommen. Das ging immer mal wieder auf Kosten meiner Ressourcen. Und das, obwohl ich seit meinem Zusammenbruch viel Rücksicht auf mich und meine Bedürfnisse nehme. Doch in unachtsamen Momenten laufe ich manchmal noch zu schnell.

Seit Sardinien allerdings, habe ich mein Tempo deutlich reduziert. Und ich halte nicht mehr an gesteckten Zielen fest: Merke ich zum Beispiel, dass es gerade nicht flutscht oder nicht der richtige Zeitpunkt ist, justiere ich blitzschnell um. Ich treibe Dinge nicht mehr künstlich voran.Ein Beispiel: Neulich wollte ich mit dem Wohnmobil einen Kurztrip nach Holland machen. Es war einer dieser Tage, an denen nichts klappt. Ich musste meine Pläne an einem Tag ganze elf mal umschmeißen. Falls du es noch nicht wusstest: Flexibel bin ich.

Ich bin meiner Intuition gefolgt und habe mich vom Leben leiten lassen: Hat eine Sache – wie zum Beispiel das Buchen der Fähre – nicht sofort funktioniert, habe ich es nicht noch einmal versucht. Stattdessen habe ich darauf vertraut, dass das Leben trotzdem gerade für, statt gegen, mich arbeitet.

Genau in diesen Situationen wäre ich früher mit dem Kopf durch die Wand gerannt. Ich hätte alles drangesetzt, um meinen ursprünglichen Plan irgendwie möglich zu machen: Ich hätte nachgehakt. Mich dahinter geklemmt. Kontrolliert. Heute lasse ich meist sehr schnell los und justiere einfach um. Ich bin dann wie ein Vogel und ändere einfach kurzfristig die Richtung. Anstatt mich in solchen Momenten aufzuregen, entscheide ich mich mittlerweile bewusst für den Weg der Liebe: Ich akzeptiere alles was ist. Und richte mich nach meiner Intuition und meinem Herz.

Das führt zwar dazu, dass ich öfter mal meine Pläne über den Haufen schmeiße. Doch es ist etwas, auf dass ich sehr stolz bin. Denn ich wähle Yin vor YangHerz vor Kopf und Fühlen vor Machen. Lange Zeit war es genau andersherum. Schon auf Sardinien habe ich gemerkt, dass es mich viel weniger stresst, wenn ich nicht krampfhaft an Zielen, Gedanken oder Plänen festhalte. Und immer mal wieder alles loslasse. Daraus entstehen völlig neue Impulse. Außerdem habe ich aufgehört, mir zu viel auf einmal vorzunehmen. Oder Dinge umzusetzen, die ich nicht fühle. Wie heißt es so schön: In der Ruhe liegt die Kraft.

Mein Anspruch an meine Inhalte ist hoch. Ich möchte wertvollen Mehrwert für dich erschaffen. Schließlich gibt es schon genug Nonsens. Doch das kann ich nur dann, wenn ich selbst entspannt kreativ bin. Erzwingen oder pushen ist daher nicht mehr. Wenn du magst, lese hier: Leben verändern und Vorsätze auch umsetzen.

 

Kopf oder Herz?

Wann hast du das letzte Mal an dir selbst bemerkt, dass du anders handelst als früher? Ich finde Aha-Erlebnisse immer total spannend. Sich selbst zu reflektieren erfordert natürlich Aufmerksamkeit und kostet Energie. Doch es hat auch etwas so magisches und erfüllt mich immer wieder mit großer Dankbarkeit. Also, vielleicht inspirieren dich meine Zeilen und Gedanken dazu.

 

Man kann einem Menschen nichts beibringen, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.
(Galilei)

 

Sardinien Reisebericht

Alle Folgen meines etwas anderen Sardinien Reiseberichts im Überblick:

Einleitung: 6 Monate entschleunigen auf Sardinien – ein Experiment
Erste Folge: Minimalismus und Intuition
Zweite Folge: Kompass und Langsamkeit
Dritte Folge: Glaubenssatz und Beziehung + Fazit

 

Eine Reise zu dir selbst – auch was für dich? Erzähle mir doch von deinen Erfahrungen in den Kommentaren. Und solltest du jemanden kennen, den das Thema auch interessieren könnte – ich würde mich riesig freuen, wenn du diesen Artikel teilst. Von Herz zu Herz.

Fotos: Stefanie Adam

 

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Entschleunigung auf Sardinien

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