Lass uns reden: Starthilfe für tiefe Gespräche

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Eine tiefgründige Kommunikation zu führen, ist manchmal gar nicht so leicht. Dieses Kommunikations-Starterset unterstützt dich dabei, damit anzufangen.

Morgens, 7:00 Uhr, erster bis dritter Kaffee: Mein Mann und ich sitzen in der Küche und reden. Nicht über den Alltag. Oder darüber, was heute auf unseren To-Do’s steht. Nein, wir reden über uns: Was uns bewegt. Wie wir uns fühlen. Wo Herausforderungen liegen. Was wir gerade lernen. Oder welche eigenen Verhaltensweisen wir vielleicht gerne justieren wollen.

Starthilfe für gute Gespräche

Es sind eigentlich ganz simple Fragen, die wir uns gegenseitig stellen. Jedenfalls dachte ich das bisher. Doch in meiner Arbeit als Coach stelle ich immer wieder fest, dass es für viele meiner temporären Soulbuddies manchmal gar nicht so einfach ist, tiefgründige Gespräche zu führen. Denn wo fängt man an – und was sind die Bausteine dafür? Was wir also brauchen, ist ein Kommunikations-Starterset.

Eines steht fest: Eine gute Kommunikation ist der Schlüssel für wertschätzende Beziehungen – auch die zu dir selbst. Findet keine Kommunikation statt, wabern wir an der Oberfläche herum – auf der Nulllinie des Lebens. Mehr noch: Ohne tiefe und ehrliche Kommunikation stellt sich schnell ein Gefühl der inneren Leere ein. Es ist die Intensität innerhalb der Beziehung, die uns dann fehlt. Die tiefe Herzensverbindung. Das ehrliche Feedback.

Bei der Kommunikation geht es nicht um ein reines Abklopfen der Fakten, des Wetters oder anstehender Termine. Ebenso geht es dabei nicht um gemeinsames Jammern und gegenseitiges Runterziehen. Doch häufig tun wir genau dies – und das meist unbewusst. Das liegt dann in den meisten Fällen daran, dass in der Vergangenheit die entsprechenden Vorbilder fehlten: So wurde nicht gelernt, wie eine tiefe Kommunikation funktioniert.

Mit einem offenen Herzen spricht’s sich besser

Im Kern wünschen wir uns doch alle dasselbe: Wir wollen verstanden und gesehen zu werden. Wir wollen echte Anteilnahme, Authentizität und Mitgefühl.

Dafür braucht es kein morgendliches Kaffee-Ritual, wie mein Mann und ich es etabliert haben – auch wenn uns eine tägliche feste Redezeit sehr dabei hilft. Alles was es braucht, ist etwas Mut. Denn indem wir offen kommunizieren, zeigen wir uns verletzlich und werden angreifbar. Genau davor haben wir häufig Angst. Doch wagt man den Schritt, hat man die Chance auf ein fantastisches Geschenk. Denn, sobald wir unserer Kommunikation mehr Tiefgang verleihen, öffnen wir gleichzeitig unser Herz. Und wie heißt es so schön: Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es hinaus.

Einfach mal machen, könnte ja gut werden

Solltest du in Gesprächen manchmal überfordert sein oder nicht so recht wissen, wie du unter die Oberfläche tauchen kannst: Die folgenden drei Bausteine haben mir dabei geholfen, um aus Smalltalk einen Deep Talk zu machen:


/ Mitgefühl statt Mitleid

Stell dir vor, jemand erzählt von einer schmerzhaften Herausforderung in seinem Leben. Du spürst die Trauer oder den Schmerz, bist jedoch völlig überfordert von der Situation. Dir fehlen schlichtweg die Worte und du weißt einfach nicht, was du erwidern sollst. Aus Angst, etwas Falsches zu sagen, hältst du lieber den Mund. Kommt dir das bekannt vor?

Wenn dem so ist: keine Panik. Vielleicht hattest du noch keine vergleichbare Erfahrung dieser Art. Vielleicht weißt du nicht, wie sich das geschilderte Gefühl anfühlt. In diesem Fall entsteht schnell Mitleid. Denn wir stellen uns vor, wie der Schmerz sich für uns anfühlen würde. Dabei vergessen wir: Jeder hat ein anderes Schmerzempfinden und eine andere Art, mit Schmerzen, Herausforderungen oder Trauer umzugehen.

Eine Suche,
ist nicht immer Ausdruck
einer Hilflosigkeit.

Aber Mitleid hilft deinem Gegenüber nicht weiter. Du weißt nicht, welche negativen Manifestationen oder Entscheidungen ihn in diese Situation gebracht haben. Aus spiritueller Perspektive, weißt du ebenfalls nicht, welch höherer Plan hinter seiner aktuellen Situation steckt. Du hast keine Ahnung, wie seine Lösung genau aussieht oder welche Erfahrungen seine Seele machen will. Egal, durch welche Brille du schaust: Verwandle dein Mitleid in Mitgefühl. Erlaube deinem Gegenüber, sich alles von der Seele reden zu dürfen. Öffne einen Safespace, in dem dein Gesprächspartner sich geborgen und geliebt fühlen kann – auch mit seiner Verletzlichkeit und seinem Schmerz.

Schaue ihm in die Augen. Wenn du magst, nimm seine Hand. Sei einfach da und öffne dein Herz. Wenn du etwas sagen möchtest, vermittle Verständnis und sage etwas wie: „Ich sehe dich.“ Damit zeigst du dein Mitgefühl – jedoch ohne einen Lösungsvorschlag zu machen. Sehr oft reicht genau das aus.

Doch häufig fällt es uns schwer, die Schwere eines Gesprächs zu ertragen. Manchmal erinnert sie uns auch an eigene Themen. Nicht selten lenken wir dann ab oder beenden das Gespräch so schnell wie möglich. Doch damit sehen wir nicht das Bedürfnis unseres Gegenübers. Alles was wir sehen, ist unser eigenes Egoversum.

Für tiefgründige Gespräche ist es wichtig, nicht nur uns selbst zu sehen. Du wirst merken, dass du eine Menge aus einem mitfühlenden Gespräch mitnehmen kannst. Ohne, dass du dies erwartet hättest. Und dein Gegenüber hat es leichter, sich zu öffnen, wenn auch du offen bist. Ein weiterer Vorteil: Du erfährst etwas über den Menschen und sein tiefstes Inneres, was wiederum eure Verbindung stärkt. Daher lerne den Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl und vertraue dir.


/ Gefühle fühlen

Um die Gefühle der Anderen besser nachfühlen zu können, ist der erste Schritt, sich selbst besser kennenzulernen. Denn wir können nur die Gefühle und Emotionen bei anderen wahrnehmen, die wir auch bei uns selbst schon mal gefühlt haben und die wir kennen. Schließen wir jedoch die Fensterläden zu unserem Inneren zu, kann auch kein Licht hereinkommen. Versuchen wir die negativen Emotionen bei uns selbst zu unterdrücken, können wir diese auch bei anderen nicht nachfühlen.

Darunter leiden dann unser Miteinander und unsere Kommunikation. Aus Angst vor unseren dunklen Schattenanteilen, stochern wir im Zwiegespräch dann häufig nur an der Oberfläche. Nicht selten warten wir darauf, dass unser Gegenüber sich öffnen soll, vergessen jedoch, dass wir es selbst gar nicht tun.

Der Weg zu einer tiefen, ehrlichen Kommunikation fängt also – wie fast immer – bei uns selbst an. Denn wir wollen von innen nach außen kommunizieren und nicht umgekehrt. Das bedeutet, keine Angst vor unserer eigenen Verletzlichkeit zu haben, vor Gefühlen oder Emotionen die hochkommen. Wenn wir all dem mit einem offenen Herzen begegnen und lernen, über diese Gefühle zu sprechen, können wir unsere Beziehungen auf ein anderes Level heben. Und arbeiten gleichzeitig an unserer Selbstliebe. Frei nach dem Motto: „Alles ist erlaubt, alles ist willkommen.“

Wir können uns fragen:

  • Gebe ich dem Anderen zu hundert Prozent das, was ich mir selbst wünsche?
  • Kann ich meinen negativen Emotionen wertfrei begegnen?
  • Was ist mein Muster, um mich von negativen Gefühlen abzulenken?
  • Nehme ich mir die Zeit, meine eigenen Gefühle kennenzulernen und sie intensiv zu fühlen?   


/ Aktiv Zuhören

Eine weitere, wichtige Zutat für tiefgründige Kommunikation ist das Zuhören. Es ist vielleicht die wichtigste Zutat überhaupt. Ein häufiges Muster in Gesprächen ist das Monologisieren: Einer erzählt von sich, der andere klopft es mit seinen gemachten Erfahrungen ab und teilt diese dann, reißt das Gespräch also an sich – und umgekehrt. Natürlich ist auch das ein möglicher Weg, miteinander zu kommunizieren. Allerdings bringt er uns nicht unter die Oberfläche und schafft keine tiefe Verbundenheit.

Hier kommt das aktive Zuhören ins Spiel. Das erfordert mehr Präsenz in einem Gespräch und ist daher auch anstrengender. Doch es verhilft gleichzeitig zu viel mehr Tiefgang. Es geht darum, aufmerksam zu sein, nachzuhaken oder die Körpersprache deines Gegenübers zu lesen. Es geht um das genaue Hinhören – auch zwischen den Zeilen. Es geht um das Einsetzen der Sinne, um Augenkontakt, Respekt und ehrliches Interesse. Ein Handy auf dem Tisch, hat bei einem Zwiegespräch dieser Intensität übrigens nichts zu suchen.

Beim aktiven Zuhören reißen wir das Gespräch nicht an uns, sondern geben Feedback. Wir können zusammenfassen, nachhaken oder passende Fragen stellen. Auch hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Jeder entwickelt seine eigene Art, aktiv zuzuhören. Doch unter Strich geht es darum, sich selbst ruhig einmal zurückzunehmen und sein eigenes Mitteilungsbedürfnis zu unterdrücken.

Durch aktives Zuhören bringen wir unserem Gegenüber Wertschätzung entgegen. Damit arbeiten wir aktiv daran, die Beziehung zu verbessern und zeigen außerdem ehrliches Interesse – über die Fakten hinaus. Wir versuchen unser Gegenüber zu verstehen, unabhängig davon, wie wir selbst darüber denken. Und wir bewerten nicht, sondern lassen andere Meinungen völlig neutral stehen.

In dieser Art des Zwiegesprächs, schaffst du nicht nur Verbundenheit und Nähe, du lernst auch eine Menge über dich selbst.

Habit Tracker Vorlage

 

Echter Austausch verbindet

Eine tiefe Kommunikation ist weder Einbahnstraße noch Sackgasse, es geht um Austausch. Und damit ein motivierender oder inspirierender Austausch gelingt, dürfen Schuldzuweisungen oder eventuelle Verurteilungen abgelegt werden. Mit einem offenen Herzen können wir die Bedürfnisse unseres Gegenübers besser erkennen und entsprechend agieren oder reagieren. Und so lernt unser Kommunikations-Partner auch uns besser kennen. Wenn wir über unsere Empfindungen sprechen und darüber, wie wir uns in bestimmten Situationen fühlen, erlauben wir unserem Gegenüber einen Blick in unsere Seele. Mein Mann nennt das „Mit offenem Visier ins Gespräch gehen“. Er meint damit, dass jede Verkleidung und jedes Verstecken der Kommunikation schadet.

Aber bedenke, dass dies keine Tipps für den einmaligen Gebrauch sind. Gute Kommunikation gelingt nicht immer auf Anhieb. Doch jeder Schritt und jeder Versuch macht sie besser. Wenn es also mal hakt, gib nicht auf, sei mutig und bleibe am Ball. Du hast es dir verdient.

 

In diesem Artikel kannst du das Zuhören lernen und präsenter sein mit einem kleinen Experiment oder wirst ein Meister der wertschätzenden Kommunikation.

 

Wie steht’s mit deiner Kommunikation? Teile es gerne in den Kommentaren.

Foto: Jason Leung

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